Drei Bayerwald-Berge erwarten dich auf dieser außergewöhnlichen Wanderung. Heugstatt ist nicht die höchste, aber markanteste Erhebung. Der Berg liegt auf einer Grünfläche mitten auf dem Kamm des Großen Arbers. In früheren Zeiten wurde der Wiesen-Gipfel zur Weide von Jungvieh genutzt. Heute verläuft der Fernwanderweg E6 und der Prädikatswanderweg Goldsteig über Heugstatt. Bei der Rundwanderung Heugstatt, Enzian und Hochstein blickst du auf das wunderschöne Zellertal im Bayerischen Wald. Das Tal erstreckt sich von Bodenmais über Drachselsried, Arnbruck, Traidersdorf und Bad Kötzting. Neben dem Zellertal, zählen die Arber Region und der Lamer Winkel zu den bedeutendsten Ferienregionen im Oberen Bayerischen Wald.
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Wandern im Bayerischen Wald gehört zusammen wie Topf und Deckel. Durch die unbegrenzten Möglichkeiten, fällt es dir vielleicht schwer dich zu entscheiden. Manchmal musst du das aber gar nicht. Viele der Berge im Bayerischen Wald lassen sich bei einer Wanderung kombinieren. Spitzensportler musst dafür nicht sein. Entlang des Arbermassivs ist Gipfelglück auch für Genusswanderer kombinierbar. Die Rundwanderung Heugstatt, Enzian und Hochstein ist eine der schönsten Touren – inklusive Höhenrausch.
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Wenn die Berge rufen…
Ich bin dann mal in den Bergen! Wandern ist immer schön. Noch schöner ist es, wenn sich gleich mehrere Highlights auf einer Route befinden. Die Rundwanderung Heugstatt, Enzian und Hochstein zählt zu den etwas anderen Touren im Bayerischen Wald. Du erkundest gleich drei Berge und musst nur einmal das Haus dafür verlassen. Die Region im Zellertal punktet mit landschaftlichen Kontrasten und fantastischen Ausblicken von mehreren 1000-er Gipfeln.

In Drachselsried, bei der urigen Berghütte Schareben liegt der Ausgangspunkt. Reizvolle Wanderziele sind zu Stoßzeiten an den Wochenenden meist gut besucht. Deswegen beschließe ich wie so oft, die Tour mit meinem Mann kurz nach Sonnenaufgang zu starten. Der Wecker klingelt um 03:30 Uhr, aber an der frischen Luft ist die Müdigkeit im Nu verschwunden.
Der erste Teil der Rundwanderung führt mit stetiger Steigung durch den Wald. Im zügigen Wander-Rhythmus bin ich trotz früher Stunde gleich drin. In der Morgendämmerung begleitet uns Vogelgezwitscher, allen voran die markanten Rufe des Kuckucks. Andere Wanderer treffen wir noch nicht, dafür auf Hasen und ein Wildschwein kreuzt blitzschnell mit seinen Jungtieren unseren Weg.


Mit jedem Höhenmeter ändert die Natur ihr Gesicht. Totholz und Felsen mischen sich fast frech zwischen die hohen Gräser. Obwohl wir von Nieselregen überrascht werden, eröffnen sich beim Blick zurück immer wieder herrliche Ausblicke auf den Bayerwald.




Rundwanderung Heugstatt, Enzian und Hochstein – Gipfelmarathon im Woid
Die weitere Strecke mündet in einer Flut aus Heidelbeersträuchern. Zwischen kleinen Trampelpfaden tauchen wir in das unendliche Grün ein. Wohin und Woher? Es sind so viele Sträucher, dass man sich nahezu beim Anblick verliert.
Auf einem Felsen ist ein Metallschild mit dem Wanderweg E6 montiert. Wenn du das Wandern nicht scheust, kannst du über 8 Tausender Gipfel die Highlight-Etappe entlang des Arbermassivs bestreiten. Für heute sollen 3 Bergabenteuer genug sein. Auch die obligatorische Schachtel mit dem Wanderstempel ist an einem Baum befestigt.



Wir müssen uns rechts halten, um Heugstatt zu erreichen. Es ist ein besonderer Gipfel, denn er liegt nicht auf einem felsigen Grund, sondern einer Waldwiese im Bayerischen Wald. Unter den Füßen spüre ich den immer weicher werdenden Boden. Das Kreuz aus knorrigen, dicken Holzästen, mit den bunten Fähnchen ist für mich das Schönste im ganzen Bayerischen Wald. Leider sind diesmal fast keine Fähnchen mehr zu sehen und die Überreste ziemlich zerfleddert. Naja, der Winter war eben hart und lang.
Tische und Bankerl aus Materialen der Natur und viele Mitbringsel, wie der berühmte Weihnachtsschmuck, machen den Ort immer wieder zu einem einmaligen Erlebnis.



Der Panoramablick ist umwerfend und genau das Richtige nach einer Woche im eingeengten Home-Office. Das Zeitgefühl ist verschwunden und es ist der perfekte Moment für einen Kaffee. Am Himmel halten sich die Wolken recht hartnäckig, die Sicht ist trotzdem ein Traum. Ich hätte noch ewig Verweilen können.
Es wäre der ideale Platz, um ein Buch zu lesen oder vielleicht sogar eins zu schreiben. Die Reinheit dieses Orts ist nicht in Worte zu fassen. Heugstatt liegt quasi in einer Sackgasse, wir laufen zurück, um die Route fortzusetzen.


Die nächste Etappe ist deutlich gemütlicher und leitet uns erneut entlang einer Heidelbeerstrauch-Kulisse. Umrahmt werden sie von Fichten. Teilweise entdecken wir kuriose Eigenheiten der Natur. Jungfichten wachsen in abgestorbenen Baumstümpfen, während andere schroff in die Luft ragen. Von Weitem erkennt man bereits schemenhaft die Silhouette des nächsten Gipfelkreuzes.



Kurz vor dem zweiten Höhenziel blinzelt die Sonne durch die Zweige der Fichten. Und dieses eine Gefühl ist zurück: Freiheit! Enzian, was für ein schöner Name für einen Berg. Massiv und dominant erhebt sich das Kreuz mit seiner Metallapplizierung in die unendliche Höhe. Über dem Kreuz zieren zarte Schäfchenwolken den hellblauen Himmel.
Rundherum breitet sich ein traumhafter Bayerwald-Blick aus. Bereits vor 600 Millionen Jahren bildete sich der Bayerische Wald aus Gneisen und Granit. Die heutige typische Mittelgebirgslandschaft ist auf tektonische Bewegungen und immensen Verwitterungen vor 65 bis 2,6 Millionen Jahren des Tertiärs zurückzuführen.


Auf der Holzbank neben dem Kreuz packen wir unsere Brotzeit aus. Eine Wohltat für mein mittlerweile hungriges Bäuchlein. Direkt vor uns zeigt sich die wilde, chaotische Natur mit umgestürzten Bäumen. Das gehört hier genau so dazu, wie der Käse auf mein Brot.


Richtung Hochstein bekommen wir auch das vermutlich berühmteste Motiv im „Woid“, den Großen Arber zu Gesicht. Aus der Ferne erblicken wir die weißen, dominanten Kuppeln des höchsten Bergs im Bayerischen Wald. Die Radaranlage ist zugegebenermaßen nicht wirklich schön, aber man erkennt somit relativ leicht von den umliegenden Bergen, wo sich der „König des Bayerischen Walds“ befindet. Teilweise laufen wir auf Bohlenwegen hinab Richtung Hüttl-Schachtl.

Um 1600 begann die Viehweide in den Höhenlagen, den sogenannten Schachten. Zwischen Juni und Oktober war es den Bauern erlaubt, Jungrinder auf den Almen weiden zu lassen. Die berechtigten Bauern wurden als „Rechtler“ bezeichnet. Sie lebten den Sommer auf der Alm und ernährten sich von Ziegenmilch und Früchten. Nur zweimal pro Woche wurden sie mit anderen Lebensmitteln aus dem Dorf versorgt. Heute gedeiht auf den Flächen eine einzigartige Pflanzenwelt.


Die letzte Etappe zum Hochstein führt uns erst bergauf auf einem Schotterweg und mündet in einen steinigen Pfad durch den Mischwald. Der Frühling ist hier oben wieder mal spät dran dieses Jahr. Deutlich erkennbar ist es an den recht lichten, hellgrünen Buchenblättern. Nach einem letzten kurzen steilen Anstieg erreichen wir den gigantischen Felsvorsprung, den Hochstein.
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Ein traumhafter Aussichtspunkt! Vom 1134 Meter hohen Gipfelkreuz erhebt sich ein Blick über das gesamte Zellertal, den Nationalpark Bayerischer Wald mit dem Großen Rachel, sowie dem Kaitersberg. Die atemberaubende Bayerwald-Welt zieht uns erneut ihren Bann. Wir legen ein letztes ausgedehntes Päuschen ein, bevor wir uns auf den Rückweg machen.





Das finale Stück führt durch den Wald wieder zum Ausgangspunkt. Dort lockt die Berghütte Schareben zur Einkehr, aber wir sind noch zu früh unterwegs. Die langersehnte Berg-Genugtuung stellt sich bei mir ein und ich steige zufrieden ins Auto.
Rundwanderung Heugstatt, Enzian und Hochstein
- Startpunkt: Berghütte Schareben, 94256 Drachselsried
- Markierung: grünes Dreieck bis Sattel, gelbes S (Goldsteig) bis Heugstatt und Enzian, ab Enzian Markierung 7 bis Hüttl-Schachtl, Nummer 11 bis Hochstein
- Länge: ca. 8,8 Kilometer
- Anspruch: mittel
- Höhenmeter: ca. 680 hm
- Dauer: ca. 3,5 Stunden
- Einkehrmöglichkeit: Berghütte Schareben beim Parkplatz

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