Endlich klettern die Temperaturen an diesem April-Wochenende über die 20 Grad Marke und auch die ersten Frühlingsboten wie Löwenzahn und Buschwindröschen zieren bereits das Landschaftsbild. Neun Kilometer marschieren wir ohne Anstrengung auf nahezu ebenen Wegen. Die Wanderung im Vils-Engtal ist unaufgeregt und still. Beflügelt werde ich vor allem durch die malerischen Blicke zum ruhigen Fluss.
Wir starten beim Parkplatz am Schwimmbad und lassen nach der hölzernen Brücke die Zivilisation hinter uns. Ich blicke auf die Vils und die naturnahe Umgebung mit zart-grün geschmückten Blättern, während ich die Wärme der Sonne genieße. Sie fühlt sich nach den nass-kalten vergangenen Wochen wie Balsam für Seele und Körper an.
Links führt uns die Markierung über ein paar Steinstufen an einem sprudelnden Bächlein vorbei und weiter geradeaus auf den geschotterten Hauptweg. Der Fluss soll fließen heißt es, denn die Vils ähnelt einer Abfolge von Stauseen und weniger einem natürlichen Fließgewässer. Kraftwerke und Stauwehre prägen das Bild seit dem 19. Jahrhundert, als der Mensch die Kraft des Wassers für die Energiegewinnung entdeckte.
Auwald an der Vils im Passauer Land
Gleichmäßig schlängelt sich die Wegstrecke neben der Vils, bevor wir Richtung Schönerting zwischen sanft gewellten Wiesenlandschaften in fast meditativ langsamen Tempo wandern. Ich schaue noch einmal zurück und erspähe die markanten Zwiebel-Kirchtürme des beeindruckenden Kloster Schweiklberg.
Die Folge-Etappe führt uns in den Auwald und wieder ans Flussufer. Knorrige, moosbewachsene Bäume gedeihen wie Wächter neben der braun-glitzernden Vils. Ihre kunstvoll gewachsenen Äste spiegeln sich auf der glatten Wasseroberfläche. Immer wieder bieten sich zum Verweilen lauschige Freiflächen an und auf einer Schaukel konnten wir sogar mit Schwung Richtung Fluss wippen.
Wanderung Vils-Engtal mit Themenweg Granit
Zur rechten Seite erfahren wir auf Schautafeln des Granit-Themenweges mehr zur Geschichte des Naturschutzgebiets. Der ehemalige Steinbruch im Vils-Engtal und damit verbundene Eingriffe, verursachten erhebliche Schäden an den Hängen. Erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts erobert die Natur ihr Revier wieder zurück. Mittlerweile beheimatet die Region seltene Pflanzen und Tiere, wie beispielsweise Gelbbauchunken oder Hirschkäfer.
Beim Kraftwerk wagen wir uns auf die metallene Brückenkonstruktion und kommen in den Genuss eines kleinen Augenschmauses. Mittig fühlt man sich trotz Geländer fast so, als wäre man selbst ein Teil der scheinbar intakten Flusslandschaft. Tatsächlich wirkte der Granitabbau derart auf die Natur ein, dass eine Wiederaufforstung kaum möglich war und eine nahezu vollständige Neuentwicklung des Waldes geplant werden musste.
Taferl-Kapelle im Naturschutzgebiet Bayerischer Wald
Ab und an blitzen vereinzelte Felsen oder Seerosen aus dem Wasser und ziehen ihre Aufmerksamkeit auf mich. Weitgehend bin ich gefesselt von der friedvollen Idylle. Kaum jemand ist unterwegs, obwohl wir uns auf einer Teil-Strecke des Bier-Radwegs befinden und das kaiserliche Wetter eigentlich auch hartgesottene Stubenhocker nach draußen locken dürfte.
Zur Abkürzung der Wanderung im Vils-Engtal überquerst du einfach die Brücke am Kraftwerk und läufst auf der anderen Uferseite retour. Wir planen die ausgedehnte Runde und entdecken neben den Installationen zum Granitabbau, die kleine hübsche Taferl-Kapelle. Ihr Name rührt vom ehemaligen Flurbegriff Taferl. Heute wird der Bereich des Vils-Engtals als Taferl bezeichnet. Übrigens könntest du auch noch einen Abstecher zum etwas versteckt liegenden Taferl-See einlegen. Er ist über einen kleinen Trampelpfad erreichbar.
Über die Mattenhammer Brücke zurück nach Vilshofen
Nach dem Gebäude am Flussufer von Grafenmühl leitet uns die Route auf die Asphaltstraße, welche uns links über die Mattenhammer Brücke bringen wird. Dort können wir anhand von Exponaten zum Granitabbau erneut in vergangene Zeiten eintauchen. Anschließend folgen wir links dem Granitweg und schlendern durch die ehemalige steinerne Lokalbahn-Brücke beim Kahlhammer Bruch. Am Wegesrand entdecken wir noch einen schattigen Rastplatz mit Sitzbänken und einer Mini-Kapelle, bevor wir über den Waldweg geradeaus wieder zum Kraftwerk wandern.
Der restliche Wanderweg würde nun eigentlich über die Häusersiedlungen zurück zum Parkplatz führen. Ich werfe der Vils einen sehnsuchtsvollen Blick zu und so beenden wir unsere Runde mit Überquerung der Kraftwerk-Brücke und entscheiden uns für den gleichen Rückweg. Immer entlang am Ufer der romantischen Vils, gesäumt von frischen Wildblumen…
Wanderung im Vils-Engtal | Bayerischer Wald (Infos Stand April 2023)
- Start- und Endpunkt: Parkplatz Hallenfreibad (Vilsfeldstraße / In der Bleiche)
- Markierung: Route 1 „blau/weiß“
- Länge: 9,0 km
- Dauer: ca. 2,5 Stunden
- Anspruch: leicht
- Höhenmeter: 15 hm
Eine kleine Auswahl an weiteren Fluss-Wanderungen auf meinem Blog im Bayerischen Wald:
Sieben-Brückerl-Weg Windorf: Wandern in der Donau-Wald Region
Schönste Wanderungen am Fluss: Schluchten & Wasserfälle Bayerischer Wald
Perlbachtal Neukirchen: Flusswanderung zu Teufelsfelsen & Burg Mitterfels