Bei kristallklaren Bergseen werde ich schwach. Vor allem, wenn man sie nur bei einer Wanderung erkunden kann. Immer wieder zieht es uns für kleine Abenteuer ins nahegelegene Salzburger Land. Kurz vor Einbruch des Winters, beschließen wir ein letztes Mal, die imposante Bergwelt Österreichs ohne „Powderpower“ zu erkunden. Für die Wanderung vom Jägersee zum Tappenkarsee in Wagrain-Kleinarl solltest du dir einen ganzen Tag Zeit nehmen. Die beiden malerischen Seen trennt ein ca. dreistündiger Fußmarsch voneinander. Dafür wartet ein wirklich verheißungsvolles Wanderziel auf dich. Vermutlich wirst du dort länger verweilen als geplant…
Du verbringst deinen Urlaub in Saalfelden-Leogang? Dann schau doch mal hier vorbei:
Leogang Saalfelden: Wanderung Saalachtaler Höhenweg West & Berg der Sinne
Beginn der Wanderung ist beim Jägersee, welchen du super easy mit dem Auto erreichst. Im Sommer ist es möglich, eine Stunde Gehzeit einzusparen und über die kostenpflichtige Mautstraße bis zur Schwabalm zu fahren. Wenn du fit bist und die Verbindung zur Natur liebst, würde ich dir empfehlen, bereits beim Jägersee einzusteigen. Besonders in den frühen Morgenstunden ist das Areal unglaublich ruhig und friedlich. Diesen Zauber solltest du dir auf keinen Fall entgehen lassen.
Wir starten unsere Tour morgens gegen neun Uhr. Der Parkplatz ist noch leer und auch der Jägersee ruht einsam im Antlitz des traumhaften Landschaftsschutzgebiets. Auf der fast seidig-glatten Wasseroberfläche spiegeln sich die beeindruckenden Berge, vereinzelt gleiten ein paar Schwäne über den blau-grünen See.
Den Alpen so nah: Wandern mit spektakulärer Aussicht
Die erste Etappe fällt noch in die Kategorie Genuss-Wanderung. Auf gerader Strecke laufen wir auf einem Schotterweg entlang des verlassenen Jägersees und dem leise rauschenden Kleinarlbach. Umzingelt werden wir von mächtigen Felswänden und einem dichten Wald. Die Kiefern verlieren bereits ihre rot gefärbten Nadeln, bald werden sie kahl sein. Ein bisschen Indian Summer in Österreich, nur die Temperatur ist eher winterlich.
Wir passieren die Schwabalm und legen bei der nächsten Holzhütte beim „Bankerl“ noch eine kleine Rast ein. Ab nun führt der Wanderpfad stetig bergauf. Insgesamt werden wir ca. 700 Höhenmeter zurücklegen. Es beginnt das „Jacke-an-Jacke-aus Spiel“. Durch den abrupt steilen Anstieg kommen wir schnell ins Schwitzen und werden gleichzeitig von eisigen Windböen überrascht. Aber die Strapazen sind es wert, denn der Ausblick über die Berge und das Tal wird mit jedem Schritt beeindruckender. Der Jägersee sieht mittlerweile wie ein kleiner türkiser Mini-Fleck in der gewaltigen Landschaft aus.
Früher führte die Wanderung vom Jägersee zum Tappenkarsee in Wagrain-Kleinarl über den Wasserfall. Nach einem Felssturz wurde im Jahr 2014 ein neuer serpentinenartiger Weg, teils mit Stufen, errichtet.
Die Anstrengung lässt nicht nach. Je höher, desto karger der Baumbestand. Aber der Weitblick wird noch genialer. Kurz vor dem Ziel laufen wir über kleinere Schneeflächen. Unüberhörbar bleibt die Kraft der Natur! Immer wieder werden wir vom lauten Tosen des Wasserfalls begleitet. Sichtbar ist er allerdings wegen der Bäumen kaum.
Wanderung Jägersee & Tappenkarsee:
Plötzlich geht es ganz schnell. Eine kleine Holzbrücke führt uns zunächst über den munteren Kleinarlbach und dann liegt er vor uns: der sagenumwobene Tappenkarsee. Es ranken sich einige Schauergeschichten in Verbindung mit einem Lindwurm zum 50 Meter tiefen Gebirgssee. Verwunderlich ist das nicht, wenn man die eindrucksvolle Szenerie betrachtet. Infos über die Sage gibt es an einem Metallschild bei den Felswänden.
Eingerahmt wird die dunkelblaue „See-Perle“ von grünen Wiesen, die im Herbst golden leuchten und mächtigen Gebirgszügen. Ich bin so überwältigt, dass ich gar nicht weiß, wohin ich zuerst schauen soll. Meiner Meinung nach zählt der Tappenkarsee verdient zu den schönsten Bergseen der Alpen. Nach einer kurzen Verschnaufpause, wandern wir den See-Rundweg bis zur Tappenkarseealm. Im Herbst gibt es leider keinen Kaiserschmarrn mehr. Die Hütten schließen in der Regel Ende September.
Wir marschieren an der Alm vorbei und laufen ein Stück hoch Richtung Draugsteintörl. Wenn du magst, kannst du deine Runde um ca. 2 Stunden verlängern. Weil die Tage im späten Oktober recht kurz sind, entscheiden wir uns dieses Mal dagegen. Nach ein paar Metern entdecken wir einen herrlichen Aussichtspunkt mit Weitblick über die atemberaubende Kulisse. Der perfekte Platz für die selbst mitgebrachte Brotzeit!
Danach wandern wir wieder bergab und erkunden den halbstündigen Weg am See entlang zur ebenfalls geschlossenen Tappenkarseehhütte. Falls du im Sommer mehrere Tage in Wagrain-Kleinarl unterwegs bist, bietet die 1820 Meter hoch gelegene Hütte neben Essen auch Übernachtungen an.
Mittlerweile ist es Nachmittag geworden und das orangefarbene Licht der Sonne, lässt den See in einem magischen Glanz erstrahlen. Der Anblick von der Tappenkarseehütte zeigt eine völlig neue Welt. Magst du verschiedene Perspektiven, lohnt es sich, mehrere Punkte rund um den Tappenkarsee anzusteuern.
Wir bleiben noch eine Weile, denn die Aussicht ist geradezu Wellness für die Augen!
Baden ist wohl in dem Bergsee erlaubt. Die frische Wassertemperatur ist aber eher für die schnelle Abkühlung und nur für Hartgesottene zu empfehlen.
Einen Rundweg gibt es nicht, wir wandern mit etwas flotterem Tempo die gleiche Strecke retour.
Die verpasste Hütteneinkehr holen wir in Wagrain nach. Topfenknödel und Germknödel…
Aktuelle Öffnungszeiten zu Tappenkarseealm, Tappenkarseehütte und Mautstraße erfährst du bei Tourismus Wagrain-Kleinarl.
Auf meinem Blog gibt es noch mehr Inspiration zu Seen in Österreich:
Traumhafte Badeseen in Österreich: Tipps für deinen Sommerurlaub
Infos zur Wanderung Jägersee & Tappenkarsee in Wagrain-Kleinarl:
Startpunkt: Jägersee (Kleinarl) oder bis Schwabalm über kostenpflichtige Mautstraße. Gebühr 6 € Geöffnet nur in den Sommermonaten.
Markierung: Ab Jägersee sind Schwabalm und Tappenkarsee ausgeschildert. Verlaufen im Grunde fast unmöglich.
Länge: ca. 14,5 km
Dauer: 5,5 bis 6 Stunden ohne Pause, ab Schwabalm ca. 1,5 Stunden kürzer
Anspruch: mittel
Höhenmeter: ca. 700 hm
Einkehr: Gasthaus Jägersee, Tappenkarseealm, Tappenkarseehütte
Beste Jahreszeit: Juni bis September, mein Tipp Ende Oktober, weil einfach viel weniger los ist