Es gibt Berge, die auf meiner Beliebtheitsskala ganz weit oben mitspielen. Und nein, dafür reise ich nicht extra in die Alpen. Einer meiner Favoriten liegt im Nationalpark Bayerischer Wald. Der Große Falkenstein bietet alles, wonach das Wanderherz sich sehnt. Urwald, beeindruckende Wasserfälle, gigantische Fichten und Buchen, eine Berghütte und Panoramablicke, wie sie im Bilderbuch stehen. Fitness und Kälte-Resistenz solltest du für die Winterwanderung unbedingt mitbringen. Der Aufstieg erfordert Kondition und wegen Wurzelgelände auch Konzentration. Wir entscheiden uns erneut für eine Schneeschuhwanderung am Großen Falkenstein. Tourenski wären ebenfalls bestens für den Ausflug in die Natur geeignet, falls du gerne auf flotten Brettern unterwegs bist.
Winterwandern im Urwald: Nationalpark Bayerischer Wald
Einstiegspunkt ist diesmal der Wanderparkplatz Schillerstraße nach dem Zwieselerwaldhaus. Bereits die Anfahrt an diesem Wochenende war abenteuerlich. Es hat so viel geschneit, dass der Winterräumdienst nicht ansatzweise hinterherkommt. Abenteuerlich wird auch der Aufstieg, denn der Schnee ist erst ab der oberen Etappe pulvrig.
Wir starten eher gemütlich auf der schneebedeckten, breiten Forststraße. Bald biegen wir rechts in den Winterwald ein. Die Schneedecke ist noch völlig unberührt, leider aber auch recht pappig. Immer wieder bilden sich dicke Klumpen unter den Schneeschuhen, die das Vorankommen bremsen. Der Aufstieg erfordert ohnehin gute Beinarbeit. Der Große Falkenstein ist eine der anspruchsvolleren Bergtouren im Bayerischen Wald.
Schneeschuhwandern Großer Falkenstein: Eiskalt und wunderschön
Mit steigenden Höhenmetern verwandelt sich der Mischwald in ein Winterwunderland! In der kalten Jahreszeit zeigt der Nationalpark Bayerischer Wald verschiedenste Facetten. Mal sonnig mit funkelnden Schneekristallen oder wie heute eisig und trüb. Manchmal laufe ich nur mit meinem Island-Pullover durch die Landschaft. Heute bibbere ich trotz drei Schichten Kleidung am ganzen Körper.
Dennoch ist die Kulisse so traumhaft, dass ich die Schmerzen meiner kalten Finger irgendwie ignoriere. Unendliche, wilde Einsamkeit liegt vor uns. Geräusche gibt es nur ab und zu, wenn eine Schneeladung von den Ästen herab saust. Es ist eine dieser Winterwanderungen, bei denen ich mehr gedankliche Erinnerungen, als Fotos mit nach Hause nehme. Jeder Fotostopp schadet der Kamera (und den empfindlichen Fingern), denn es schneit als gäbe es keine Morgen mehr.
Winterwandern im Nationalpark: Wilde Natur und Schachten
Die Tour führt uns stetig bergauf Richtung Ruckowitzschachten mit der Goldsteig-Markierung. Auf mehr als 1000 m Höhe liegt der Schachten, welcher zu den Größten im Bayerischen Wald zählt. In längst vergangenen Zeiten wurden sie zur Viehweide genutzt.
Eine der schönsten Schachtenwanderungen findest du auch auf meinem Reisemagazin:
Schachtenwanderung Lindberg Nationalpark Bayerischer Wald: Die Königstour
Kurz vorm höchsten Punkt, ragen immer wieder umgestürzte Bäume aus der dicken Schneedecke hervor. Sie bilden durch das Eis an den Wurzeln teils fantasievolle Formationen. Der letzte Anstieg ist kein Zuckerschlecken. Wer ganz nach oben will, braucht auf jeden Fall solide Muskelkraft.
Schneeschuhwandern Großer Falkenstein: Verschnaufpause im Schutzhaus Falkenstein
Heute kehren wir zuerst im Schutzhaus Falkenstein ein, bevor wir zum Gipfel weiterwandern.
Einkehr: Schutzhaus Falkenstein, Tel.: 09922 – 9265, die Öffnungszeiten variieren, du findest sie unter www.schutzhaus-falkenstein.de
Die Berghütte auf 1315 m Höhe ist aktuell die modernste im Bayerischen Wald. Besonders schön ist es an der Glasfront zu sitzen. Bei einem Heißgetränk oder Kaiserschmarrn kann man nämlich weiter die eindrucksvolle Traumlandschaft beobachten. Leider konnte ich diesmal drinnen nicht mehr fotografieren, weil mein Sensor durch die Kälte durchgehend beschlagen war.
Gut gestärkt und mit aufgewärmten Fingern, marschieren wir noch zum Gipfelkreuz. Der Ausblick bleibt uns aufgrund dichtem Nebel und Schneechaos verschmäht. Normalerweise kannst du auf der gegenüberliegenden Seite den Großen Arber begrüßen. Wegen der Wetter-Eskapaden stehen wir nun ganz allein am Gipfel des beliebten Ausflugsziels im Bayerischen Wald. Alle Skifahrer und Wanderer gönnen sich ihre verdiente Verschnaufpause in der kuscheligen Berghütte.
Begleitet von Wind und gnadenlosem Flocken-Monsun, treten wir den Rückweg der Schneeschuhwanderung an. Die Markierung leitet uns über den Felsen des Kleinen Falkensteins. Auf Weitblicke müssen wir auch beim kleineren Gipfel verzichten. Heute ist alles in weißes Gold gehaucht und das optische Highlight bleibt der märchenhafte Winterwald.
Den letzten Part zum Ausgangspunkt meistern wir mit flottem Tempo innerhalb einer Stunde. Am Parkplatz klopfe ich die Schneebrocken von den Krallen der Schneeschuhe und blicke nochmal zurück in den Wald und das grenzenlose Weiß. Wie immer bin ich erschöpft, aber zufrieden…
Anmerkung: Bitte halte dich unbedingt an das Wegegebot. Du befindest dich im Nationalpark.
Hier findest du weitere Berg-Winterwanderungen im Nationalpark Bayerischer Wald auf meinem Blog:
Winterwanderung zum Lusen mit Panoramablick
Traumtour Große Kanzel: Winterwanderung Nationalpark Bayerischer Wald
Winterwanderung zum Großen Rachel
Winterliche Wanderung über die mystische Reschbachklause zum Siebensteinkopf
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Grandelberg und Schwarzkopf: Geheimtipp Bayerischer Wald
Schneeschuhwandern Großer Arber: Bayerischer Wald mit Winterzauber
Winterwanderung am Dreisessel: Leichte Wanderung über den Hochstein
Winterwanderung Ruhmannsberg Hauzenberg: Tourentipp Passauer Land
Schneeschuhwandern Großer Falkenstein
Startpunkt: Wanderparkplatz Schillerstraße bei Zwieslerwaldhaus
Markierung: Schillerstraße – Heidelbeere – Esche – Eibe – Schillerstraße
Länge: ca. 10 Kilometer
Dauer: ca. 4 Stunden
Anspruch: mittelschwer – schwer
Höhenmeter: 600 hm