Endlich Urlaub – nur leider mitten im dritten Lockdown. Verreisen ist quasi tabu und ausgerechnet zum Frühlingsbeginn schwächeln die Temperaturen. Wie motiviert man sich bei schlechtem Wetter an die frische Luft zu gehen? Für mich ist es zugegebenermaßen manchmal eine fürchterliche Überwindung. Dennoch fühlt sich die Bewegung an der frischen Luft im Nachhinein immer sensationell gut an. Ich entscheide mich an unfreundlichen Tagen meist für eine kurze Wanderung. Eine kleine, aber sehenswerte Waldwanderung ist die Höhenbergrunde ab Untergriesbach.
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Kurze Wanderung im Bayerischen Wald: Meine Tipps für deine Mini-Auszeit
Untergriesbach liegt im wunderschönen Passauer Land. Die Marktgemeinde mit ca. 6300 Einwohnern befindet sich im Naturschutzgebiet Donauleiten. Die Donau bildet in der Region für mehrere Kilometer die Grenze zwischen Deutschland und dem Nachbarland Österreich. Ungefähr 500 Meter oberhalb der Donau ist der staatlich anerkannte Erholungsort malerisch eingebettet.
Die Gegend rund um den Ort ist ein sagenhaftes Eldorado für Aktivurlauber. Zahlreiche Wander- und Radwege bieten sich für Entdeckungen in idyllischer Natur an. Teilweise mit spektakulären Ausblicken auf die Flusslandschaft der Donau. Für die Höhenbergrunde solltest du ungefähr eine Stunde einplanen. Startpunkt für die Wanderung ist der Ortsteil Gottsdorf.
Nur wenige Meter nach dem Parkplatz leitet mich die Markierung rechts in einen Feldweg. Die Schneeflocken wirbeln mir ins Gesicht. Obwohl ich bereits in Frühlingsstimmung bin, schließe ich Frieden mit dem winterlichen Wetter. Es ist vermutlich ohnehin der letzte Schnee für mehrere Monate. Nach ein paar Schritten eröffnet sich auf einer Anhöhe bereits ein schöner Ausblick auf die umliegende Hügellandschaft.
Höhenbergrunde Untergriesbach: Zwischen Wald- und Gipfelglück
Die folgende Etappe führt auf einer kleinen Teerstraße weiter, umrahmt von opulentem Wald. Die tanzenden Flocken werden stetig dicker und bilden mit jedem Höhenmeter eine immer kompaktere Schneedecke. Irgendwie wandelt sich meine Lustlosigkeit an diesem Tag plötzlich in Lebendigkeit. Frischluft ist und bleibt Seelenreparatur!
Bereits nach ungefähr 20 Minuten erreiche ich den Höhenberg. Leider wurde genau hinter dem Gipfelkreuz, ein Meer an Hölzern der Forstwirtschaft gelagert. Zur Verschönerung der Landschaft trägt es nicht gerade bei, aber was muss, das muss. Gegenüber dem Kreuz, wirst du bei Kaiserwetter mit einer reizvollen Aussicht über den Bayerischen Wald belohnt. Nur schemenhaft kann ich die Wogen des Bayerwalds erkennen, der Blick schweift heute jedoch eher über eine weiß-trübe Suppe aus Nebel und Schnee. Mein Pausen-Ritual am Gipfel lasse ich ausnahmsweise entfallen.
Das nächste Stück der Höhenbergrunde Untergriesbach leitet mich mitten durch den Wald. Rundherum ist kein Mensch zu sehen und es ist gespenstisch still. Einzig das knirschende Geräusch des Schnees unter meinen Schuhen ist wahrnehmbar. Ich bin wieder an jenem Ort, an dem ich mich so unglaublich wohl fühle. Umzingelt von unzähligen Bäumen einer faszinierenden Waldlandschaft, höre ich auf Nachzudenken.
Endlich komme ich zur Ruhe, von der Unruhe des Lockdowns. Ja richtig, die Pandemie hat mich auf eine harte Probe gestellt. Ich bin vielschichtig interessiert, gern unter Menschen und zumeist Energie geladen. All das über Monate zu unterdrücken, hat bei mir zu einer innerlichen Unruhe geführt. Ich schlafe so schlecht wie noch nie, das Gedankenkarussell dreht sich unweigerlich.
Ohne die fast täglichen Spaziergänge im Wald, wäre ich vermutlich verrückt geworden. Jenseits von jeglicher Zivilisation habe ich gelernt, mich in die Details der Natur zu verlieren und mit freiem Kopf zurück nach Hause zu kommen.
Die Schneeflocken weichen plötzlich der Sonne und die winterliche Landschaft hellt mein Gemüt noch mehr auf. Lange währt der Frühlingssegen nicht, der Wald wird kurze Zeit später wieder in den weißen Zauber getaucht. Nach ca. 45 Minten Gesamtgehzeit erreiche ich die Wallfahrtskapelle Kaltenbrunn. Ich habe vor der Wanderung einen Bericht darüber gelesen. Als „sakrales Kleinod“ wird sie bezeichnet. Wenn du davorstehst, wird unweigerlich klar, was damit gemeint ist. Mitten im Wald eine Kapelle! Dafür muss man nicht wirklich religiös sein, um den charmanten Anblick zu genießen. Aus dem Jahr 1841 stammt das pittoreske Bauwerk und ersetzt seitdem eine Holzkapelle.
Das letzte Teilstück der Höhenbergrunde Untergriesbach führt mich auf der unbelebten Teerstraße zurück. Dabei begegnen mir noch zwei tierische Highlights. In Untergriesbach leben Alpakas und gleich beide Freigehege passiere ich bei der Rückkehr. Für mich unmöglich, einfach nur an der südamerikanischen Kamelform vorbei zu marschieren. Allein die riesigen hübschen Knopfaugen der Alpakas verleiten mich jedes Mal zu einem mehrminütigen Stopp.
Höhenbergrunde Untergriesbach
- Startpunkt: Untergriesbach – Gottsdorf, Badparkplatz/ Markierung Nr. 1
- Länge: ca. 4,4 Kilometer
- Dauer: ca. 1 Stunde
- Anspruch: leicht bis mittel
- Jahreszeit: ganzjährig, im Winter kann es glatt werden